Presseinformation (20.10.19) | Stephanie Ristig-Bresser, Make World Wonder, schreibt: 


Nachhaltigkeit – Katalysator zur gesellschaftlichen Entwicklung

„Nachhaltigkeit verbindet – die Globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) als Schlüssel zur Demokratie des 21. Jahrhunderts“ – zu diesem großen Thema diskutierte am 16. Oktober 2019 ein illuster besetztes Podium im Rahmen der Frankfurter Buchmesse auf Einladung des Dresdner Vereins MenschBank.

‚Mir ist es ein Anliegen, mit Menschen unterschiedlichen Alters aus allen gesellschaftlichen Bereichen und Ost und West gleichermaßen diesen Dialog zu führen.’ sagt die Initiatorin dieses Panels und MenschBank-Gründerin Silke Hohmuth.

Die Podiumsgäste im Überblick:

  • Dr. Marlen Arnold (Professorin für Nachhaltigkeit an der TU Chemnitz)
  • Daniel Sieben (TriodosBank NV, Frankfurt)
  • Felicia Kollinger-Walter (Saxony International School – Carl Hahn gGmbH, Glauchau)
  • Jeannette Hagen (Kunst für Demokratie gUG, Berlin)
  • Oliver Sachsze (Vorsitzender / Landesdelegierter des Stadtschülerschaftsrat Chemnitz, Vorstandsmitglied im LandesSchülerRat Sachsen)
  • Moderation: Dunja Burghardt (Expertin für Nachhaltigkeit, Generationsdialoge und neue Medien, Frankfurt/Leipzig)

Wie sollte die Demokratie des 21. Jahrhunderts sich gestalten und welche Rolle spielen die Globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) dabei?

„Die Politik ist Visions-, Geld- und Gesetzgeber, ist dafür zuständig, einen ordnenden Rahmen zu geben, um unsere Zukunftsfähigkeit zu garantieren. Dazu ist es wichtig, dass unsere Parlamente unsere Gesellschaft spiegeln und alle Schichten und Berufsgruppen vertreten sind“, befand Felicia Kollinger-Walter und ergänzte: „Außerdem könnte eine Art Bürgerbudget die Menschen motivieren, sich für die Umsetzung der SDGs einzusetzen. Dabei sollte sich auch eine Fehlerkultur etablieren. Projekte dürfen scheitern, wir dürfen lernen und dabei die besten Lösungen finden.“

Oliver Sachsze, der in seiner Funktion als Landesschülerrat 350.000 sächsische Schüler*innen repräsentiert, ist es darüber hinaus wichtig, dass Schulen sich transformieren und mehr Mittel für Bildung bereit gestellt werden: „Wir brauchen keine One-Man-Shows mehr, sondern einen praxisorientierten Unterricht auf Augenhöhe. Unterrichtsstoff sollte nicht nur prüfungs- sondern auch lebensrelevant sein. Wir brauchen Unterrichtsfächer wie Selbständigkeit.“

„Unser System erzeugt einen gefühlten Mangel, der nicht vorhanden ist“

Daniel Sieben, Mitarbeiter der TriodosBank Frankfurt, als Vertreter der Wirtschaft im Podium, pflichtete Oliver Sachsze bei und befand, dass auch in der Unternehmenswelt zu wenig auf Augenhöhe geschehe: „Wir lernen uns in hierarchischen Systemen zu bewegen, in denen Leistung zählt. So werden Konkurrenz und Ängste geschürt. Das produziert einen Mangel, der aus der Konditionierung unseres Seins, d.h. aus Angst vor Verlust, hervorgeht. Wir haben ja nicht zu wenig Geld. Die Verteilungsfrage steht und fällt mit unserer Bereitschaft dazu.“ Dazu müssten wir unsere Ängste überwinden und Verbindungen eingehen, die unsere Gefühle als ganze Lebewesen einschließen und anerkennen.

Eine Brücke dorthin könnte die Kunst bauen, spann Jeannette Hagen, Autorin und Gründerin der Kunst für Demokratie uG, den gedanklichen Faden weiter und zitierte dazu Karl Marx: „Kunst ist nicht ein Spiegel, den man der Wirklichkeit vorhält, sondern der Hammer, mit der man sie gestaltet.“ Auch Künstler müssten bei jedem ihrer Werke die Angst vor der leeren Leinwand oder dem leeren Blatt Papier überwinden. Zugleich könnten diese freien Räume ermöglichen, wieder ins Fühlen zu kommen.

„Kunst ist der Hammer, mit der man Wirklichkeit gestaltet“

Dies sei auch unbedingt notwendig pflichtete Prof. Dr. Maren Arnold, Nachhaltigkeitsprofessorin an der Technischen Universität Chemnitz, bei, denn: „Die Dringlichkeit ist gegeben. Klimasimulationen zeigen, dass der Klimawandel mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit eintritt, wenn wir jetzt nicht handeln. Diese Angst ist real und nicht konstruiert. Die Kunst ist ein gutes Mittel, um diesem Unbehagen Ausdruck zu verleihen, Bewusstsein zu schaffen und gleichzeitig mögliche Zukünfte zu zeichnen.“ Allerdings seien die öffentlichen Gelder für Kunst dezimiert, hier müsse die Wirtschaft Mittel bereitstellen, forderte Arnold.

Hieran knüpfte Daniel Sieben an: „Durch kreative Prozesse aber auch neue, integrale Methoden können wir uns als ganzen Menschen erfahren. So können wir unser Potenzial entfalten und Lösungen entwickeln, zu denen wir mit einer Begrenzung auf die logisch-rationalen Anteile unseres Seins, das als Lebewesen vor allem aus Beziehungen besteht, keinen Zugang haben.“ Hierzu führte Daniel Sieben an, dass sein Unternehmen gerade einen Prozess durchlaufe, der an die Theory U von Otto Scharmer angelehnt sei.

Fazit aller am Podium Beteiligten: Die 17 Globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) dienen als äußere Richtschnur für die Zukunftsfähigkeit. Sie zu erreichen könne gelingen, wenn wir neue, ganzheitliche, interaktive und kreative Prozesse entwickeln, in die alle Bevölkerungsgruppen involviert seien.

‚Ich bin sehr dankbar für dieses so bereichernde Podium’ sagt die Initiatorin Silke Hohmuth im Anschluss. „Dank der feinfühligen Moderation von Dunja Burghardt, die Expertin darin ist, das Verbindende sowohl bei den Generationen als auch bei unterschiedlichen Themenbereichen herauszuarbeiten, haben wir alle – auf der Bühne und auch das Publikum – viele neue Impulse mitnehmen und erkennen können, dass die Globalen Nachhaltigkeitsziele das Potenzial haben, Brücken in der Gesellschaft zu bauen.“

Eine Vertiefung des Dialoges ist von allen Podiumsteilnehmern gewünscht und wird in Chemnitz, wo der Begriff der Nachhaltigkeit mit Hans Carl von Carlowitz erstmals Erwähnung fand, Fortsetzung finden.

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